Maya
Immanuel Kant sagte, man könne eine Sache nicht in sich selbst erkennen. Was immer wir über die Sache wissen, ist eine Projektion. Unsere sogenannte Realität ist umhüllt von unseren Träumen und Projektionen. Diese Kraft, Illusionen um uns herum zu erschaffen, heißt Maya. Wir helfen uns auch gegenseitig beim Erschaffen dieser Träume. Wenn zwei Menschen sich verlieben, zeigen sie einander nur ihre schönsten Seiten, alles wird herausgeputzt, alles Hässliche wird sofort ins Unterbewusstsein verdrängt. So erschaffen wir künstliche Masken der Verlogenheit und Unaufrichtigkeit. Die Ernüchterung ist somit schon vorprogrammiert. Es dauert vielleicht seine Zeit bis die Wirklichkeit durchbricht, doch dann zerplatzt der Traum. Wut und Hass sind Folge dieses unbewussten Selbstbetruges. Wann immer jemand verliebt ist, heißt das, dass er das gleiche Potenzial zum Hass in sich trägt. Beides existiert gleichzeitig, beides sind Seiten desselben Phänomens, ein Paradoxon, das man auch als "Hass-Liebe" bezeichnen kann. Maya ist die diabolische hypnotische Zauberkraft des Verstandes. Sie kann Träume erschaffen und sie dann für Wahrheit halten. Das Platzen der Träume heißt allerdings nicht, dass auch die Maya platzt und wir aus unserem Alptraum erwachen. Jetzt beginnt die Suche nach einem Schuldigen für die erlittenen Schmerzen der Ent-täuschung. Schuld haben dann immer die Anderen. Die Kraft der Maya ist unsere Unwissenheit. Erst erschaffen wir Wunschträume und Illusionen, dann folgen Ernüchterung und Frustration. Maya kann nur durch Meditation außer Kraft gesetzt werden, weil die Meditation die Projektionen unseres unbewussten Verstandes zum Stillstand bringt und die hypnotische Wirkung der Maya in Bewusstsein transformiert.