Rationalität
Der Verstand besteht aus Gedanken, aus Worten und Bildern. Worte bilden die Grundstruktur des Verstandes. Worte ohne Bedeutung sind einfach nur Geräusche. Worte können voller Poesie und Liebe sein, können aber auch zu Streit und Krieg führen. Der unbewusste Verstand ist wie ein Raum voller Gedanken, wie ein Zimmer, wo zu viele Möbel stehen. Der Verstand ist wie ein Gefängnis ohne Türen. Mithilfe der Meditationstechniken können wir die Tür finden, um das Gefängnis zu verlassen. Bewusst-Sein, d. h. Meditativ-Sein ist Freiheit, unbewusster Verstand ist Knechtschaft. Der unbewusste Verstand steht im buddhistischen Sinne für das Rad der ewigen Wiedergeburt. Durch die ständige unkontrollierte Konditionierung des Verstandes mit neuen Inhalten wird der unbewusste Verstand (Ego) immer stärker und mächtiger. Das unbewusste Denken besteht aus unkontrollierten Assoziationsketten, die sich sehr schnell neu aufspalten. In der täglichen Praxis heißt das: vom Thema abkommen, den Gesprächsfaden verlieren, gedanklich blitzschnell den Ort und die Zeit wechseln. Die Mittel der Meditation richten sich grundsätzlich nicht gegen den Verstand, sondern gegen die Identifikation mit den Verstandesinhalten.
Unter Gedächtnis versteht man in der Neurowissenschaft die Fähigkeit des Nervensystems, aufgenommene Informationen mithilfe von Sinnesorganen in Form von Sinnesreizen aus Umwelt und Körper in elektrische Impulse umwandeln, zu speichern und wieder abzurufen. Die gespeicherten Informationen sind das Ergebnis von bewussten oder unbewussten Lernprozessen. Die Umwandlung der für die Sinnesorgane spezifischen Reize erfolgt durch Rezeptoren. Diese Reize werden in Form von Neuronen im Gehirn verarbeitet. Neuronen sind Nervenzellen stehen mit einer Vielzahl von Synapsen in Verbindung, wie z. B. Sinnes-, Muskel- und Drüsenzellen. Dabei werden Botenstoffe auf elektrochemischen Weg in Form von Neurotransmittern und Hormonen übertragen. Bekannte Botenstoffe sind das Stresshormon Adrenalin oder das Glückshormon Dopamin. Die neuronalen Netzwerke befinden sich je nach Prozessverlauf in einem labilen bis statischen Zustand. Natürliche und gesunde Prozesse sind dynamisch und anpassungsfähig (Neuroplastizität). Netzwerke, die nicht mehr benötigt werden, bilden sich wieder zurück und lösen sich auf. Werden die natürlichen Prozesse gestört, entstehen Fehlbildungen der neuronalen Vernetzungen, was seinen Ausdruck in den unterschiedlichsten Krankheiten findet. Unbewusste wie bewusste Reizwahrnehmungen werden im Kurzzeitgedächtnis (Hippocampus) zwischengespeichert. Intensive und stets wiederkehrende Reizwahrnehmungen werden dem Langzeitgedächtnis zugeführt, das sich auf unterschiedlichen Ebenen eines Hyperraumes außerhalb des physischen Körpers befindet. Der Hirnforscher und Nobelpreisträger Henri Bergson wies schon vor einem Jahrhundert darauf hin, dass das Langzeitgedächtnis eine Transrealität sei, die nicht im Gehirn lokalisiert werden könne. Nach dem heutigen Stand der Forschung existieren offensichtlich zwei Arten von Speicherplätzen: ein im Gehirn befindlicher materieller elektro-chemischer Speicherraum sowie ein immaterieller außerhalb der Raumzeit im Hyperraum. Es gibt jedoch keine klare Trennung zwischen materiellen und immateriellen Speichern. Alle Speicherinformationen bewegen sich fließend, unterschiedlich schnell zwischen unendlich vielen Speicherebenen.