Kommerzielle Netzwerke wie Facebook und Google sammeln weltweit millionenfach Kundendaten für maßgeschneiderte Profile, die sich profitabel vermarkten lassen. Der gläserne Mensch wäre somit der ideale Kunde. Der Mensch wird mehr und mehr von der Werbung drangsaliert, Produkte zu kaufen, die er gar nicht braucht. Längst ist bei den meisten eine Übersättigung eingetreten, die auf Dauer chronisch krank macht. Jeder kennt diese Probleme beim Einkauf im Supermarkt. Wie viel Käse-, Wurst- und Brotsorten braucht der Mensch eigentlich? Die ständige Suche nach dem niedrigsten Preis und der besten Qualität artet immer mehr in krankhaften Stress aus. In meiner derzeitigen Heimatstadt Düsseldorf fand ich einen Werbeslogan an einem Schaufenster, der lautete: "Kauf dich glücklich!". Härter geht’s kaum noch. Was krankhafte Kauf- und Konsumsucht betrifft, können wir alljährlich zur Weihnachtszeit beobachten. Auch die Kinder sind inzwischen extrem konsumsüchtig, was an der Menge der Spielsachen gut zu erkennen ist. Seitdem ich meditiere, hat sich mein Konsumverhalten sehr verändert: "Weniger ist mehr" ist meine heutige Devise. Die Meditation führt zu einem bewussteren Kaufverhalten, sodass verführerische Werbebotschaften kaum noch einen Weg ins Unterbewusstsein finden, von wo aus sonst unsinnige Kaufentscheidungen getroffen werden.

Sucht ist jeder Prozess, der uns machtlos erscheint. Die meisten Menschen leben in einem Suchtsystem substanzgebundener und prozessgebundener Abhängigkeiten. Da es fast alle Menschen betrifft, wird dieser Zustand als "normal" empfunden. Kaum jemand ist sich bewusst, dass er Teil eines kollektiven Suchtsystems ist. Wenn von Sucht gesprochen wird, ist in erster Linie von Drogen wie Nikotin und Alkohol die Rede. Diese Fokussierung lenkt uns jedoch von der Vielzahl anderer Suchtarten ab. Zum Thema Sucht sagt die amerikanische Psychotherapeutin Anne Wilson Schaef: "Stellen Sie sich das Konzept des Suchtsystems als Hologramm vor. Das wesentliche Merkmal eines Hologramms liegt darin, dass jedes seiner Teilchen die gesamte Struktur des gesamten Hologramms enthält. Genauso müssen wir uns das Suchtsystem vorstellen. Das System schließt das Individuum ein, und das Individuum trägt das System in sich. Anders formuliert: Das Suchtsystem weist dieselben Züge auf wie der einzelne Alkoholiker oder Süchtige. Und da wir alle in diesem System leben, trägt jeder einzelne von uns diese Züge, es sei denn, wir vollziehen als Teilschritt unserer Genesung einen Systemwechsel."

• Suchtarten
• Suchtsystem und Co-Abhängigkeit
• J.B. Mac Kinnon:   "Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen"   (Penguin Verlag)