Androgynie
Die heutigen Menschen werden immer stärker rational konditioniert, was deutlich an den harten Yang-Kräften zu beobachten ist. Die weiblich-intuitiven Anteile können sich kaum noch durchzusetzen. Mithilfe der Meditation ist es möglich, dieses innere Ungleichgewicht zu kompensieren. Das kugelförmige Yin-Yang-Zeichen symbolisiert die Ganzheit gegensätzlicher Aspekte. In vielen Schöpfungsmythen werden die menschlichen Wesen als androgyn beschrieben, d.h., sie tragen sowohl weibliche als auch männliche Anteile in sich, unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild. In der persischen Mythologie lebte das erste Menschenpaar - Licht und Dunkelheit - im Garten Eden gemeinsam in einem Körper, bis Ahura Mazda sie trennte. Die griechischen Mythen erzählen eine ähnliche Geschichte: Prometheus formte den Menschen androgyn aus Lehm, und Athene verlieh ihnen Leben. Göttervater Zeus trennte die ursprünglichen Kugelmenschen.
Die sozial-kulturelle Konditionierung des Geschlechts einer Person im Unterschied zu ihrem biologischen Geschlecht (engl. Sex) wird mit Gender bezeichnet. Der Begriff wurde aus dem Englischen übernommen, um auch im Deutschen eine Unterscheidung zwischen sozialem ("gender") und biologischem ("sex") Geschlecht treffen zu können, da das deutsche Wort Geschlecht für beide Bedeutungen verwendet wird. Der Begriff Gender bezeichnet alles, was in einer Kultur als typisch für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird (z. B. Kleidung, Beruf) und verweist nicht unmittelbar auf die körperlichen Geschlechtsmerkmale (sex). Der Begriff wurde in dieser Bedeutung zunächst auf Personen angewandt, die sich als Intersexuelle oder Transsexuelle nicht ohne Weiteres als männlich oder weiblich einordnen ließen. In diesem Kontext führte der US-amerikanische Psychologe John Money 1955 die Begriffe "gender role" und "gender identity" ein.